
BAUTECHtalks 2019
Bei den diesjährigen „BAUTECH Talks“ der Österreichischen Bautechnik Vereinigung (öbv), stellte die österreichische Stararchitektin Elke Delugan-Meissl die spannendsten Projekte ihres Büros DMAA vor. Sie erreichte damit nicht nur den technisch interessierten Nachwuchs im Wiener Tech Gate. Sie lieferte gleichzeitig den Auftakt für eine spannende Podiumsdiskussion zu den aktuellen Herausforderungen bei Entwerfen, Bauen und Betreiben.
Das „Porsche Museum“ in
Stuttgart, das Filmmuseum „The Eye“ in Amsterdam oder der gerade entstehende
„Expo Cultural Park“ in Shanghai waren nur einige der Großprojekte, die Elke
Delugan-Meissl bei den diesjährigen BAUTECH Talks vorstellte. Als roter Faden
zog sich durch ihren Vortrag, wie das Team von Delugan Meissl Associated
Architects (DMAA) Wege und architektonische Raumbeziehungen inszenieren und
choreografieren. Gebäude von DMAA sollten laut Delugan-Meissl so zum Geschenk
für ihre Nutzer werden und Emotionen wecken.
Emotionale Architektur
Wie ihr Team diese
Zielvorgabe erreicht, illustrierte die renommierte Architektin vor rund 200
Zuhörern etwa mit dem „Cultural Park“ auf dem ehemaligen Expo-Gelände in der
chinesischen Millionenstadt Shanghai, wo eine denkmalgeschützte Halle als
verbindendes Element zwischen sich in Wellen nach außen schwingenden
Glashäusern fungieren wird. Oder mit dem „Porsche Museum“ in Stuttgart, in dem
der Weg in die Ausstellungshalle vom Hineingleiten über eine geneigte Rampe,
über das Hinauffahren in den so genannten Porschekosmos bis hin zur Gestaltung
der Wegstrukturen minutiös geplant sind.
Planen mit digitalen
Tools
Wie wichtig bei den
Planungsprozessen, aus denen solche Landmarks entstehen, digitale Werkzeuge
sind, illustrierte anschließend Michael Lohmann, Head of Design Technology bei
DMAA. Etwa anhand des Daches im Eingangsbereich des Taiyuan Zoo in China. 5.400
rotierende Paneele werden hier auf einer überdachten Fläche von 3.100 m2 vom
Wind angeregt und reflektieren so das Licht. „Digitale Tools spielen für uns
schon sehr lange eine unverzichtbare Rolle bei der Kontrolle im
Planungsprozess. Die Daten unseres Modells haben wir in diesem Fall an den
Statiker übergeben, der wiederum seine Berechnungen in das Modell einfließen
lies. So konnten wir sehr gut berechnen, wie viele Paneele nötig sind, um die
gewünschte architektonische Geste zu erreichen.“ Gemeinsam mit der Ars
Electronica habe man sogar ein Programm entwickelt, mit dem Räume virtuell
begehbar werden, so Lohmann: „Das erleichtert die Diskussion und Kommunikation
mit allen Beteiligten. Nicht nur im Team, sondern auch mit den Bauherren.“
Problem
Vergaberechtsregime
Früherer Austausch und
bessere Zusammenarbeit war dann auch eines der zentralen Themen der
Podiumsdiskussion unter der Leitung von Thomas Pöll, Chefredakteur des
Baumagazins Solid. Peter Krammer, Vorstand der STRABAG SE und öbv-Vorstandsvorsitzender,
forderte gleich zu Beginn wieder mehr Begeisterung aller für das zu errichtende
Bauwerk. „Vor allem die Bauverträge müssen so gestaltet werden, dass das
bestmögliche Endprodukt im Fokus steht und nicht allein rechtliche Fragen und die
Absicherung“, unterstrich er diesen Punkt. Auch Elke Delugan-Meissl pflichtete
dem ohne Umschweife bei: „Wir müssen den Einfluss der Juristerei aus unserem
Gewerbe zurückdrängen. Gerade in den letzten Jahren haben sich dadurch
Erschwernisse ergeben, die man sich nicht vorstellen kann.“
Erfolgsfaktor bessere
Datenqualität
Um eine bessere Basis für
die Zusammenarbeit und die Definition von Zielvorgaben im Vertrags- und
Vergabeprozess zu haben, könne Building Information Modeling eine wichtige
Rolle spielen, ergänzte Michael Lohmann. Aber die Bauherrenschaft müsse damit
umgehen lernen und schon im Vergabeprozess korrekte Daten liefern, um
realistische Modelle sowie belastbare Zeit- und Kostenschätzungen möglich zu
machen.
Chance Nachwuchs
Diesen Punkt griff Robert
Schedler, geschäftsführender Gesellschafter beim österreichischen
Planungsunternehmen FCP, auf und forderte von Bauherren, Planern, Architekten
und Baufirmen, im Vergabeprozess und bei der Beauftragung gemeinsam Ziele zu
formulieren. „Ohne BIM geht es dabei nicht mehr. Nur die Arbeit am digitalen
Modell ermöglicht es uns, bei Bauprozessen nicht mehr linear und in klar
definierten Abschnitten zu denken. Wir müssen Lernschleifen zulassen und nicht
mehr eine Horde von Menschen bezahlen, die sich damit beschäftigen, warum wir
gerade in einer Schleife sind und wer dafür verantwortlich ist.“ Eine große
Chance sieht Schedler dabei in der unvoreingenommenen Herangehensweise der
jungen Bauingenieure, Planer und Architekten. Ans überwiegend junge Publikum
gerichtet appellierte er: „Sie können ganz neu anfangen, wenn Sie in diesem
spannenden Beruf beginnen. Lassen sie den Ballast, der uns heute hier
beschäftigt einfach hinter sich und denken Bauen neu.“